Integrationbausteine: Kurseinheit 4 "Kommunikation und Sprache"
Bericht zum 4. Treffen
So schnell vergeht die Zeit. Jetzt ist mit der 4. Kurseinheit schon Halbzeit erreicht. Zu Kursbeginn stellte sich noch die Frage, ob denn alle 20 Teilnehmerinnen von Kurs 1 - 8 wohl durchhalten würden. Aber keine Frage, denn durch die Bank weg sind alle mit Feuer und Flamme dabei. Die Herren der Schöpfung halten sich allerdings merklich zurück, heute war nur einer dabei, letztes Mal verschwand der einzige Herr nach undefinierter Zeit.
Nun gut, dann ist eben erzieherische Frauenpower angesagt:
Ein höchstwichtiges Thema steht heute auf der Tagesordnung: 'Kommunikation und Sprache'. Es gibt nicht NICHT - Kommunikation: Ob wir nun reden, schweigen, handeln oder faulenzen, immer stehen Menschen miteinander in Verbindung – sie kommunizieren miteinander, ob sie wollen oder nicht. Ein Großteil der Informationen erfolgt sogar über die non - verbale Kommunikation: über Mimik oder Gestik. Die Referenten, Vasuki Nandapalan und Lenki Tharmalingam, tun sich nicht schwer diesen Sachverhalt zu vermitteln:
Wieder einmal zünden die beiden ein wahres Feuerwerk, mit ihrem südländischen migrantischen Temperament! Nur gut, dass Vasuki, die immer an alles denkt, den Teilnehmerinnen einen eisgekühlten leckeren Cocktail serviert hat.
Wenn einer wütend ist, “rollen und spucken seine Augen Feuer“, wenn eine traurig ist oder gar Liebeskummer hat, "geht ein gewaltiger Stich von rechts oben mitten rein in ihr Herz", bei einem Ekelgefühl "hängt die Zunge halt runter bis zu den Knien". Steht doch alles im Kursbuch, in etwas komplexerer Form, umfangreich, so dass alles von den beiden Referenten meisterlich auf die Zuhörerschaft zugeschnitten, gewichtet und aufbereitet werden kann.
Sprache ist schon rätselhaft. Dreijährige können im Prinzip beliebig viele Sprachen mühelos und spielerisch lernen, bis zum 11. Lebensjahr reicht eigentlich 'eine Schublade aus', um etliche Sprachen aufzunehmen, ab da wird’s ein wenig schwieriger: Für jede neu zu erlernende Sprache muss eine 'neue Schublade aufgemacht' werden. Sicherlich ist es hilfreich, in einer mehrsprachigen Familie einige einfache Regeln zu befolgen: Jede(r) sollte nur die Sprache sprechen, die er oder sie am besten beherrscht. Um das 'switchen' von einer in die andere Sprache zu erleichtern, sollten Sprachinseln geschaffen werden: Beim Essen wird nur Arabisch gesprochen, drinnen nur Türkisch, in der Kita nur Deutsch. Je besser die Muttersprache beherrscht wird, desto sicherer und leichter kann Deutsch erlernt werden.
60 Sprachen werden mittlerweile in Deutschland gesprochen! Im Kurs zählt Lenki allein 11 verschiedene Sprachen. Wir wissen: Der Turmbau zu Babel scheiterte an der Sprachverwirrung, Kommunikation war eben nicht mehr möglich. Die Turmspitze blieb unvollendet. Können wir es schaffen? Unseren Zusammenhalt wahren?
Sarah Egal, aus Somalia, spricht nach nur 15 Jahren in Deutschland geschliffenes bildreiches Deutsch; sie beherrscht, wie auch etliche andere Teilnehmerinnen, noch 3 oder 4 weitere Sprachen fließend. Lenki berichtet, dass die 'Software in seinem Oberstübchen' nach Jahrzehnten noch blitzschnell von Deutsch ins Tamilische übersetzt; Vasuki, die mit 11 Jahren aus Sri Lanka nach Düren kam, erzählt, dass sie abends nach 8 Stunden rein 'deutschem' Arbeitsalltag ihr Töchterchen unwillkürlich auf Tamilisch anspricht. Aber Pech gehabt, Vasuki: In Deutschland ist Deutsch Amtssprache! Jawoll. Ihre Tochter weigert sich, ihr auf Tamilisch zu antworten. Ein Trost zu wissen, dass nach dreiwöchigem Urlaubsaufenthalt auf der Insel die 'Muttersprache' wieder die Oberhand gewinnt.
Wir müssen nicht immer die gleiche Eissorte essen: Lassen Sie, lasst uns nach Bedarf wählen: Mal schmeckt die eine Sorte besser, mal die andere.
Alle Teilnehmerinnen sind sehr gespannt auf den Bericht zum Treffen, der in Kürze im Lokalteil der Dürener Zeitungen erscheinen wird: Mal sehen, welche Eindrücke Lokalredakteurin, Frau Kim Statzner, von dem Treffen mitgenommen hat.