Projekt Naturerleben Inklusiv
Bericht Winne Simon
Zum Sommeranfang spielte dieses Mal der Wettergott glücklicherweise mit. Insgesamt 19 Personen (Vereine und Einzelpersonen) versammeln sich am Ausgangspunkt der Wanderung. Maria Hinz (Biologische Station Nideggen) führt die Gruppe auf den “kleinen Heideweg“, einen der barrierefreien Rundwege (ca. 2 km Länge), der so angelegt ist, dass ihn auch Rollstuhlfahrer und Menschen nutzen können, die auf eine Gehhilfe angewiesen sind.
Die Drover Heide ist ein einzigartiges Naturschutzgebiet mit großer Artenvielfalt. Das Gebiet hat eine 100-jährige militärische Geschichte und wurde bis Ende des Jahres 2004 noch als Truppenübungsplatz genutzt; durch den intensiven Panzerbetrieb entstanden fast vegetationsfreie Flächen, auf denen sich dann die Heide ausbreiten konnte. Mancherorts ist die Vegetation leicht bräunlich verfärbt, Folge der Brandrodung: Durch sie kann überalterte Heide und auch die jungen Birken und Pappeln zurückgedrängt werden. Auf den gerodeten Flächen wachsen die Gräser artenreicher und auch die Heide blüht schon wieder im gleichen Jahr.
Wie gut, dass Maria die verwirrende Vielfalt erklärt und den Blick schärft: Breit – und Spitzwegerich mit ihrer Heilwirkung sind schon vom vorherigen Ausflug bekannt; auf den Böden gedeihen Kreuzblümchen, Löwenzahn, Schafgarbe, Johanniskraut und, unübersehbar, Heidekraut. Löwenzahn ergibt einen leckeren Salat; Schafgarbe wirkt hustenstillend, Johanniskraut ist bekannt für seine stimmmungsaufhellende Wirkung und kann in Salben bei Muskelschmerzen, leichten Verbrennungen, Wunden, Neuralgien aufgetragen werden. Aber aufgepasst: Da es die Lichtempfindlichkeit steigert, sollte es nicht vor einme Sonnenbad aufgetragen werden. Heidekraut wirkt als Tee-Aufguss antientzündlich.
In den Panzerfahrrinnen sind zahllose Kleingewässer entstanden, in denen seltene Tier- und Pflanzenarten ihre letzten Rückzuggebiete gefunden haben: Amphibien wie die Kreuzkröte, der Laubfrosch und verschiedene Molcharten besiedeln ebenso wie gefährdete Libellenarten die Tümpel. Leider geling es nicht mit dem Fangnetz ein Fröschlein zu fangen. Kaulquappen bekommt man nicht zu Gesicht, denn sie können mit ihren Kiemen unter Wasser atmen. Zwischen den Gräsern spannen sich Spinnennetze, entweder als Fangnetz oder auch als Kokon für die Eiablage.
Nach ungefähr der halben Wegstrecke zweigt ein kurzer Weg ab zu einem barrierefreien Aussichtshügel; über 900 Kubikmeter Kies wurden dafür aufgehäuft. Auf dem Plateau informieren Tafeln die Besucher über weitere Heidegebiete in NRW. Von hier hat man einen wunderbaren Rundblick auf die Heidelandschaft. Der Hügel wird auch “Papsthügel“ genannt, denn er wurde just zu jener Zeit fertiggestellt als Papst Benedikt XVI zum XX. Weltjugendtag 2005 in Köln weilte. Nein, de facto war der Papst noch nicht in der Drover Heide; mit dem “Papamobil“ könnte er gleichwohl problemlos die Zugangswege mit maximal 6% Steigung bewältigen.
Nun gut, der Platz bietet sich wunderbar an für ein üppiges orientalisches Picknick: Roonak Aziz, Vorsitzende vom IKSK e.V., hat reichlich vorgesorgt: Yaprak, lecker gefüllte Weinblätter munden allen vorzüglich und stärken für den Rest des Spazierganges.
Er führt weiter zu den Hüteeichen, Schattenspender für die Schafhirten. Aus dem weit ausladenden Geäst ertönt das charakteristische Klopfgeräusch des Ziegenmelkers. Der Sage nach sog der kauzähnliche Vogel Ziegen nachts die Milch aus, wodurch diese erblinden oder sterben würden. In Wirklichkeit wird der Ziegenmelker aber wohl eher von Insekten angelockt, die das Weidevieh begleiten. Die Vogelwelt des Gebietes ist überaus vielfältig: Die Heide beherbergt mehr als 130 Vogelarten, davon viele gefährdete Brut- und Gastvogelarten. Seltene Vögel wie Ziegenmelker, Heidelerche oder auch das Schwarzkehlchen brüten am Boden zwischen dem Heidekraut.
Nach ca. 3 Stunden ist der Spaziergang zu Ende. Ganz sicher gäbe es noch vieles Interessantes aus der Natur zu zeigen, aber einige haben es eilig … wegen der Fernseh-Übertragung zur Fußball-WM …
Im Projekt sind weitere interessante Exkursionen geplant:
- Berner Bruch (Rur Mäander)
- Apfelsaftpressen/Haltbarmachung
- Bundsandstein ...
Alle sind herzlich eingeladen teilzunehmen!
[Fotos: Mack Tika (Bana Afrika e.V.)
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