Projekt: Naturerleben - Inklusiv

Spaziergang entlang der Ruraue/Erlenbruchwald Burgau

Bericht Winne Simon

Das Wetter war mehr als bescheiden. Dennoch fand sich eine kleine Gruppe Unermüdlicher ein zum Spaziergang in den Bruchwald rund um Gut Weyern. Sonya Salam vom IKSK e.V. war es gelungen, einige Kinder und Jugendliche und Eltern zum Mitmachen zu motivieren.

Im strömenden Regen ging es los, doch zum Glück klarte der Himmel auf; unter sachkundiger Führung von Maria Hinz, Biologin der biologischen Station Nideggen, wurde die Entdeckerfreude aller schnell angespornt. Schon nach wenigen Metern sieht man den Wald mit ganz neuen Augen. Merkwürdig, dass in den Rindenfurchen von Eichen an manchen Stellen halbe Haselnusschalen eingeklemmt sind. Wie gelangen die denn dorthin? Die Erklärung ist einfach. Der Buntspecht ist ein intelligentes Kerlchen; da er mit seinem Schnabel Haselnüsse nicht knacken kann, um an den leckeren Inhalt zu gelangen, klemmt er die Nüsse zwischen den rissigen Borken ein und zertrümmert sie dann mit seinen Schnabelhieben. Übrigens, Eichen werden locker 200 Jahre alt, manche gar bis zu 800 Jahren! Ein Eichenstamm fühlt sich schön warm an; das liegt daran, dass sich die Luft in den tief eingeschnitttenen Furchen staut und erwärmt. Auch Samo ist ein schlauer Kerl; er erinnert sich daran, dass auf den 1 - Cent Münzen Eichenlaub abgebildet ist: So sind die markanten gezackten Umrisse der Eichenblätter schnell identifiziert.

Aber wie sieht es mit Linden, Ahorn, Platanen, Erlen, Buchen und anderem Gehölz aus? Auch hierfür gewinnt die Gruppe einen Blick. An der Baumhöhe läßt sich grob das Alter abschätzen; die Höhe wiederum hängt stark vom Lichteinfall ab: Je mehr Licht ein Baum erhält, desto höher kann er wachsen. Das Licht und der grüne Farbstoff in den Blättern, das Chlorophyll, wiederum ermöglichen die Photosynthese: ohne sie entstünde auf der Erde kein Leben. Die Spannweite der Kronen entspricht ungefähr dem Ausmaß des Wurzelgeflechts. Die Linde ist leicht an ihren herzförmigen Blättern zu erkennen. Sie ist der älteste Baum in Deutschland und wird bis zu 1000 Jahren alt! Das Lebensalter eines Baumes läßt sich relativ genau an den Jahresringen abzählen. Am Baumstumpf erkennt man auch die Beschaffenheit des Stammes: eigentlich ist nur die äußere Ummantelung lebendig: zwischen Baumrinde und dem Kern verlaufen die Leitbündel zur Wasserversorgung des Geästes und der Blätter: das Zentrum des Stammes jedoch wird im Verlauf der Zeit immer härter, versteinert und stirbt ab, wohingegen aus der Rinde schon wieder neue Triebe sprießen. In der Buchenrinde haben sich manche mit ihren Herzchen, Namen und Daten verewigt; auch nach Jahren noch lassen sich die eingeritzten Zeichen im elastischen Untergrund gut erkennen: schon vor über 1000 Jahren machten sich die Druiden diesen Effekt zunutze: In die Äste der Buche ritzten sie geheimnisvolle Runen und Zaubersprüche ein, von daher der Name 'Buchstaben'!

Maria Hinz ist eine echte Naturkennerin. Mit ihr könnte man auch einige Tage ohne Proviant im Wald überleben. Eine leckere Steinzeitmahlzeit wäre angesagt: Weinbergschnecken, Bucheckern, Haselnüsse, paar Wurzeln, Kräuter, … das Süppchen vielleicht noch mit Knoblauchrauke und Bärlauch anzureichern … Ein kleines Feuerchen macht man am besten mit Birkenholz, welches ganz trocken ist und wie Zunder brennt. Der Durst könnte mit gesundem vitaminreichen Holunderblütensaft gelöscht werden.

Nun gut, die Gruppe nimmt erstmal Platz in der Schutzhütte und nimmt vorlieb mit den mitgebrachten Leckereien. Dann führt die Wanderung weiter in das Naturschutzgebiet des Erlenbruchwaldes: Die von Schwarzerlen beherrschten naturnahen Wälder auf nassen nährstoffreichen Standorten werden als Bruchwälder bezeichnet. Sie sind sehr alt und stammen aus Zeiten, als der Mensch noch nicht in die Landschaft eingegriffen hat. Die meisten Baumarten lieben keine „nassen Füße“; nicht so Erlen und Eschen, die am Rand von Teichen und Altwässern gut gedeihen, wohingegen Birken und andere Bäume leicht den Halt verlieren und 'wegbrechen'.

Die Natur hält nicht nur Essbares vor; nützliche Dinge lassen sich mit eigener Hand herstellen: Maria zeigt den Kindern, wie man aus Brennesselstengeln eine ziemlich reißfeste Schnur drehen kann. Eine Brennesselstaude kann man, ohne sich zu verbrennen, leicht bearbeiten, wenn man von unten nach oben mit der Hand an der Rückseite der Blätter hochfährt; falls man sich doch verbrannt hat: kein Problem, ein paar zerriebene Blätter des Breitwegerich wirken entzündungshemmend und fördern die Wundheilung. Auch könnte Spitzwegerich zum Einsatz kommen, der zusätzlich antibakteriell wirkt. 

Nach ca. 3 Stunden sind alle wieder glücklich, um wertvolle Erfahrungen reicher, am Ausgangspunkt angelangt.

Im Projekt sind noch weitere interessante Exkursionen geplant:

Drover Heide  (Kreuzau)
Berner Bruch (Rur Mäander)
Apfelsaftpressen/Haltbarmachung
Bundsandstein
 
Schön, wenn Abdullah, Samo, Sonya, Dana, Khadija, Awin, Mustafa, Sabrina und die kleine quicklebendige Nura wieder mit von der Partie sind! Weitere Teilnehmer sind herzlich willkommen!
 

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